Innenstädte mit bis zu 10 Fahrspuren nebeneinander (kein Witz!) sollten der Vergangenheit angehören. Es ist eine Herkulesaufgabe aller Planungsberufe, die unwirtliche funktionale Stadt für diejenigen wiederzubeleben, die sich darin ungepanzert und ganz Mensch bewegen oder auch nicht bewegen wollen.

 

Maßstab für eine achtsame Planung von Plätzen, Fußgängerzonen, Promenaden und ganz allgemein von öffentlichem urbanem Freiraum sollten die Schwachen, Verletzbaren, Langsamen und Schutzbedürftigen sein.

 

Der vielleicht entscheidende Kontrapunkt des Stadtrechts zum Naturrecht ist der, dass sich in der Stadt nicht der Stärkere durchsetzt, sondern – ganz im Sinne der Polis – Demokratie verwirklicht und Räume so geplant werden, dass sie jede und jeden einladen.

 

Dazu gehören

 

  • eine gute Orientierung, bequeme Sitz- und Verweilmöglichkeiten,
  • ein weitestgehender Verzicht auf Treppen und Rampen,
  • die frühzeitige Integration von Blinden- und anderen Leitsystemen schon in der Entwurfsplanung und
  • die Vermeidung von Angsträumen.

 

Ferner gehen Fahrradstellplätze vor Parkplätze und wir brauchen mehr schöne Bus- und Bahnhaltestellen. Und Orte, an denen Kinder gefahrlos sie selbst sein dürfen.

 

Dazu gehört aber auch, dass wir die Natur selbst einladen, sich in der Stadt niederzulassen. Sie tut es sowieso, aber, wenn wir sie verbannen, auf die denkbar unangenehmste Art und Weise: mit Hitze, Kälte und Überschwemmungen, die kein Kanal mehr fassen kann. Nicht nur die autogerechte Stadt, auch die Stadt der großen Vollversiegelung sollte der Vergangenheit angehören.

 

Begrünte Fassaden, Baumhaine auf Stadtplätzen, Hecken und grüne Inseln sollten Teil unserer urbanen Umwelt sein. Und die Unordnung. Das Moos auf dem Beton, die Stockrose in der Pflasterritze oder die heruntergefalle Frucht eines Wildapfelbaums gehören ebenso dazu wie der Wohnungslose auf der Bank, der von uns allen der am nachhaltigsten Lebende ist.

 

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