IGA 2027, Bergkamen/Lünen
Auftraggeber: | Regionalverband Ruhr; Stadt Bergkamen und die RAG Aktiengesellschaft (f. Höhenkonzept) |
Projektort: | Bergkamen / Lünen |
Leistungen: | Bestands- und Maßnahmenkonzept, Höhenkonzept für die Haldenlandschaft |
Planungszeitraum: | 2018 - 2020 |
Projektgröße: | 1.100 ha |
Bauliche Besonderheiten: | Bodenauf- und abtragsmagement |
Die Metropole Ruhr befindet sich seit Dezember 2016 in Planungen für die Ausrichtung der Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA Metropole Ruhr 2027). Die Ausstellung soll dezentral ausgerichtet werden und die gesamte Region einbeziehen. Aufgabenstellung war es, für den Teilraum Lünen/Bergkamen ein Konzept zu entwickeln, welches das Leitmotiv der IGA ergänzt.
Im Mittelpunkt der Konzeptentwicklung steht dabei der Titel „Landschaft in Bewegung - Hoch Aktiv, Bewegt Entspannt und Multimobil An Lippe und Datteln-Hamm-Kanal“.
Der Leitgedanke ist, unterschiedliche Formen der Bewegung anzubieten. Die Landschaftsräume in Bergkamen und Lünen werden maßgeblich durch den Bergbau geprägt und sind zurzeit immer noch in Bewegung. Charakteristisch für den Landschaftsraum sind die Halden, wie zum Beispiel die „Halde Victoria“ oder die „Halde Großes Holz“, dem gegenüber stehen waldartige Parkanlagen oder der angrenzende Naturraum der Lippe. Die Landschaftsräume weisen eine Kleinteiligkeit auf, welche auf die unterschiedlichen Infrastruktursysteme zurückzuführen ist.
Ziel ist es, die bewegten Landschafträume aufzugreifen und miteinander zu verknüpfen sowie Nutzungsangebote zu schaffen, welche das Thema „Landschaft in Bewegung“ widerspiegeln. Thematische Schwerpunkte der Nutzungsangebote bilden dabei die Lebensbereiche Freizeit und Erholung.
Für Bergkamen gilt das Motto „Hoch-Aktiv“ mit dem Focus auf die Bereiche Sport, Veranstaltungen und Abenteuer. Dem gegenüber ist das Motto für Lünen „Bewegt-Entspannt“ mit den Themen Erholung, Naturerlebnis, Kunst und Kultur.
Die Idee ist, das Ying und Yang als polar einander entgegengesetzte, dennoch aufeinander bezogene, Kräfte oder Prinzipien zwischen beiden Städten umzusetzen. Verbindendes Element sind die „Bewegungsbänder“, welche die beiden Teilräume Bergkamen und Lünen auf differenzierten Wegeführungen und verschieden Transportmitteln miteinander verknüpfen. Entlang der Bewegungsbänder gehen die unterschiedlichen Themen wie zum Beispiel Erholung, Kunst oder Sport ineinander über.
Wichtiger Orientierungspunkt im Jahr der IGA sind die zwei temporären, übergroßen „Landmarken“, die jeweils auf den Halden, in Lünen in grün und in Bergkamen in rot, stehen und weithin sichtbar sind. Sie dienen dazu, die beiden Standorte über die große Entfernung visuell zu verbinden, zudem leuchten die beiden „Landmarken“ nachts um den Effekt zu verstärken.
Ein zentrales Problem des Projektgebietes der IGA sind die großen Distanzen zwischen den einzelnen Stationen in Bergkamen und Lünen. Die Entfernung zwischen den beiden Standorten beträgt ca. 7 km und ist viel zu weitläufig, um diese ausschließlich zu Fuß zu erschließen. Zusätzliche attraktive, autonome und umweltfreundliche Bewegungsarten werden benötigt, um die beiden Standorte der Gartenschau in Ganzheit erlebbar zu machen. Als Lösung dienen die Bewegungsbänder, welche als zentrales Grundgerüst fungieren, um die einzelnen Stationen miteinander zu verbinden. Sie bieten die Möglichkeit, bestehende Nutzungen, wie beispielsweise den Seepark oder den Römerpark, trotz ihrer exponierten Lage mit einzubinden. Das Bewegungskonzept für die IGA sieht eine Mischung von verschieden Transportmitteln vor. Kleinräumige Fußwegeverbindungen werden durch Radwegenetze für E-Bikes, Straßenverbindungen mit kleinen autonomen E-Bussen oder Wasserverbindungen auf dem Kanal mittels autonomen E-Wassertaxis ergänzt. Zusätzlich sollen durch Drohnen-Parcours besondere Orte der Gartenschau erforscht werden und neue Perspektiven ermöglichen. Ziel ist es, die IGA durch die unterschiedlichen Transportmittel auf eine besondere Art und Weise erlebbar zu gestalten und damit die Nutzung und Wahrnehmung des Raumes deutlich zu erweitern.
Zudem wurde i.A. der Stadt Bergkamen das Höhenkonzept für die Haldenlandschaft unmittelbar am Datteln-Hamm-Kanal angepasst. Die erarbeitete Höhenplanung dient dabei als Planungsgrundlage für den Genehmigungsantrag sowie als Grundlage des Raumkonzeptes zur IGA 2027. Ziel ist die Optimierung des Höhenkonzeptes für die spätere Nutzung als Fitness-, Spiel- und Bewegungslandschaft, welches ein nachhaltiges Nutzungskonzept auf der Halde etabliert und somit einen Mehrwert für die Region schafft. Die IGA 2027 dient dabei als Auftakt und Initialmaßnahme mit zum Thema „HOCH-AKTIV-Landschaft in Bewegung“.
Leitgedanke für das Höhenkonzept ist die Herstellung eines universellen Erdkörpers für eine möglichst vielseitige und offene Nachnutzung der Halde. Ein Highlight der Nutzungs- und Gestaltkonzeption bilden die beiden Aussichtspunkte im Südwesten (85 m ü.NHN) und im Nordosten (93 m ü.NHN). Beide Erhebungen sind durch ein baumfreies, lang gestrecktes Plateau und einer Hängebrücke miteinander verbunden. Entlang des Plateaus und der beiden Erhebungen befinden sich Sichtschneisen mit Aussichtspunkten, welche wichtige Bezüge zum angrenzenden Umland herstellen. Die durchgehend offene Gestaltung des Plateaus ermöglicht die Weite des Freiraumes als Ganzes wahrzunehmen. Die Freifläche ist unterteilt in einzelne Bereiche, auf denen die Nutzungsfunktionen verortet werden. Die Ausbildung zu einer Grünfläche mit einem wiesenartigen Charakter steht bei der Entwicklung im Fokus. Die restlichen angrenzenden Freiflächen entlang der Böschungen sind charakterisiert durch Bestandswälder und Flächen für Aufforstungsmaßnahmen, welche zugleich als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen fungieren.
Ein wichtiger Ausgangspunkt für die Entwicklung des Wegesystems bildet die barrierefreie Erschließung der Halde (max. 3% für Wege bzw. 6% für Rampen) sowie die Zugänglichkeit für Radfahrer und Rettungsfahrzeuge unter Berücksichtigung der notwendigen Dimensionierung der Kurvenradien und der maximalen Steigungen (max. 10%).
Bestandteil der Planung ist das Bodenauf- und abtragsmanagements, Neigungsberechnung sowie die Festlegung der Wegeführung.